Stephan Müller: „Stelen“ – Eichenstämme, die mit verschiedenen Steinarten bestückt sind und ganz unterschiedliche Tasterlebnisse offerieren.
Seit 2014 stehen hier Stephan Müllers „Stelen“. Der Künstler aus Ober-Eschbach ist seit Langem der Aue verbunden. In einem gleichseitigen Dreieck hat er sechs Stelen aufgestellt, deren Eichenstämme aus einem alten Fachwerkhaus stammen. Müller hat die Nägel entfernt und in die ehemaligen Zapflöcher verschiedene Steine eingebaut, die ein Stück herausschauen, um neue Verbindungen aufzutun und ganz unterschiedliche Tasterlebnisse zu offerieren. Passgenau sind die Stein-Scheiben mit dem Nassschneider zugeschnitten, die Kanten gefast und durch Metallschrauben mit den Eichen-Stelen verbunden – nicht mit Holzstäben, da der Künstler Metall als moderneres Element empfindet.
Pro Stele können Sie eine Sorte Stein ertasten. Genau darum geht es dem Künstler: um das haptische Erlebnis, um das Be-Greifen. Im wortwörtlichen Sinne: Beim Begreifen, Berühren merken Sie: Kein Stein ist wie der andere, zwar nicht in der Härte, aber in der Dichte, Wärme, Struktur und in den Bruchkanten.
Der Estremoz-Marmor-Stein (weiß mit schwarzen Adern) aus Portugal fühlt sich an wie eine Glasscheibe, der schwarze Granitstein – ein Imperial aus Indien – ist etwas gröber. Desweiteren können Sie einen roten und gelben Mainsandstein erspüren, wobei der gelbe offenporiger als der rote ist. Schließlich kommt noch der weiße Lecce-Stein hinzu – ein Muschelkalkstein, aus dem der Künstler sehr gerne Gesichter formt, die er blau färbt und die wie Masken aussehen. Sie entsprechen ungefähr dem, was Stephan Müller mit dem bloßen Auge erkennen kann.
Aus ganz persönlichen Beweggründen ist dem Künstler die ausgeprägte Haptik seiner Werke ein Muss: Seit seiner Geburt hat er eine starke Sehschwäche, durch die er ausschließlich schattenhafte Formen erkennen kann und die dazu führte, dass er seine Ausbildung als Fliesenleger nicht beenden durfte. Was für andere ein Unglück gewesen wäre, erwies sich bei Stephan K. Müller als Glücksfall: Er wurde 1992 unter zahlreichen Bewerbern für ein Nischenprojekt der Stiftung für Sehbehinderte und Blinde ausgewählt, um beim Bildhauer und Maler Dieter Josef Bauer, zusammen mit vier weiteren Blinden zum Künstler ausgebildet zu werden. Der Beginn einer faszinierenden künstlerischen Karriere.
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Stephan K. Müller – Maler und Bildhauer
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