Massenheimer Auenkunst

Frank Leske: Liegende

Frank Leske: Liegende , Eiche gebeizt, 2022

Frank Leske

Extra für die Aue gefertigt präsentiert sich hier die Liegende von Frank Leske aus gebeiztem Eichenholz. Die „ältere Schwester“ dieser Premiere – allerdings in einer völlig anderen Haptik – durfte ich in veränderter Form 2021 beim Holzbildhauer-Symposium ZEITZEUGE HOLZ in Eppstein kennenlernen. Der Preisträger des Kunstpreises Bad Kreuznach aus dem Jahr 2002 und regelmäßige Teilnehmer der „art Karlsruhe“ hat mich von Beginn an fasziniert, weshalb ich sein Atelier in Bad Kreuznach im ehemaligen Rittergut Bangert sofort aufgesucht habe, um ihn für unsere Jubiläumsausstellung zu gewinnen.

Im angrenzenden Schlossmuseum ist jüngst die „Große Liegende“ von ihm angekauft worden. Zahlreiche weitere Arbeiten von ihm finden sich im öffentlichen Raum in Rheinhessen sowie in privaten Sammlungen.

Frank Leske hat sich nach seiner Ausbildung zum Bauzeichner und Steinbildhauer seit 1993 mit großem Einfühlungsvermögen dem Werkstoff Holz zugewandt. Holz steht ihm näher als Stein, da er bei Granit und Marmor immer gegen „Jahrmillionen“ ankämpfen musste. Für ihn muss eine Idee, die bei ihm „im Kopf wie bei einem D-Scanner reift“, schneller greifbar werden. Dies bietet ihm der Werkstoff Holz. In einer Traditionslinie mit den Künstlern der Moderne arbeitet er seitdem in Serie: Einerseits eine Reihe von filigran durchbrochenen Köpfen und Körpern, zum anderen abstrakte Raumskulpturen. Speziell für diesen Standort setzt sich Leske neu mit dem Verhältnis Masse im Raum auseinander. Zeichnen sich seine vorherigen Liegenden und Stehenden durch viele Einschnitte aus, durch die sich die Grundform des abstrahierten Körpers dem Raum öffnet bzw. in dem der Raum in ihn eindringen kann, belebt Leske hier die Oberfläche durch eine andere Weise. Hier führen die Rundungen bzw. Mulden zu einer Binnenzeichnung, deren Rhythmus die Grundform strukturiert – manchmal auch konterkariert. Mit ein wenig Stolz darf ich behaupten, dass durch unser Gespräch diese neue Oberflächen-Form „geboren“ wurde. Die Filigranität des eingeschnittenen Stammes wäre für den öffentlichen Raum nicht geeignet gewesen. Zu leicht könnte etwas abbrechen, wenn beispielsweise ein Kind die Liegende erklimmen würde. Etwas „Handfesteres“ musste als Lösung gefunden werden. Derart kann man die Mulden im Körper als Ergebnis unseres Kunstgespräches auffassen ;-). Zumindest gefalle ich mir in der Rolle, eine gewisse Inspiration dargestellt bzw. einen Stein des Anstosses mit Blick auf neue künstlerische Lösungen gegeben zu haben…

Und weil das Ergebnis beeindruckend schön geworden ist, hat Frank Leske gleich noch eine Zwillingschwester unserer Liegenden für die derzeit stattfindende Frankfurter Messe „discovery art“ erstellt.

Das Skulptieren aus dem Stamm erfolgt dabei allein mit der Kettensäge. Den zwei Jahre alten Eichenstamm aus der Pfalz teilt Leske zunächst längs in zwei Teile, schneidet ihm sozusagen das Herz heraus. Was notwendig ist, damit der junge Stamm nicht reißt. Im Atelier bearbeitet er ihn dann mit einer kleineren Elektrosäge, bis in die Mulden hinein. Erst ganz am Schluss kommt Schleifpapier zum Glätten und der Pinsel zum Einstreichen mit Eisenoxyden zum Einsatz. Treu bleibt sich Leske bei seinen unterschiedlichen Skulpturen in der dunklen Endfassung: Oft werden die Schnitte der Skulpturen ausgebrannt oder die gesamte Skulptur wie hier mit Eisenoxiden getönt. So entsteht zusätzlich zum bewegten Spiel von Licht und Schatten auf der Oberfläche eine reduzierte Farbigkeit, die die Aussage wie ein japanisches Kanzi in eine klare Chiffre fasst und verstärkt.

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Kontakt:
Frank Leske
Atelier: 55545 Bad Kreuznach | Hüffelsheimerstraße 5
01711 1967849
leske@leske-skulptur.de | www.leske-skulptur.de

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Text: © Dr. Astrid von Luxburg
www.kultur-erlebnis.de
Idee, Fotos und Gestaltung:
Klaus Knorr
Audioguide: Friedemann Kuhl
IT-Unterstützung: Adrian Knorr
Kontakt: info@kpknorr.de

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