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Karl-Heinz Sehr: Sphäre II

Karl-Heinz Sehr, Sphäre II, 2016/2017, Eichenholz auf V2A Stahlblech:

Karl-Heinz Sehr


Sehr, der in seiner Kunsterzieher-Zeit in allen Materialien gearbeitet hat, aber vielleicht durch seine Schreinerlehre schon immer eine große Affinität zum Holz hatte, schätzt beim Arbeiten mit Holz vor allem die Möglichkeit, am Stück ein Werk vollbringen zu können (im Gegensatz zur Keramik: wenn Sie eine Pause einlegen, ist sie getrocknet, ohne dass das Werk vollendet ist). In dieser Form nennt er seine Objekte „Sphären“. Fünf ähnliche Skulpturen sind im Jahr 2016 entstanden, eine davon sehen Sie hier.
Welche Chiffre des Seins hat Sehr hier zum Thema?
Es ist die zentrale Kraft, die jeweils zur Sphäre des Lichtes strebt. Die insgesamt vier konkaven Bögen korrespondieren miteinander und zeigen unterschiedliche Einflüsse, die von außen auf die Formentfaltung einwirken.
Der große durchgehende konvexe Spannungsbogen hingegen ist voller Dynamik und beschreibt die aus dem inneren Kern entstehende aktiv raumgreifende Kraft – eine Metapher für den starken Durchsetzungswillen des Wesens.
Diese energetische Kraft erobert sich wiederum einen imäginären Licht- und Freiraum. Eine faszinierende Spannung gehen auch Oberteil und Sockel miteinander ein. Der Sockel weist die zufälligen Wuchsformen und Maserungen des rohen Eichenstammes auf und behält sie bei. Dagegen ist der skulpturale Aufbau jeweils charakteristisch rhythmisch entwickelt in einem Form- und Linienspiel, das proportional aufeinander abgestimmt ist.
Die Idee dahinter laut Künstler: „Unser aller Werden ist verankert in einem vorgefundenen Grund, den wir so anzunehmen haben, wie er uns gegeben ist. Aus ihm heraus sollen und wollen wir – bei aller Einflussnahme von außen – unseren eigenen Weg suchen und finden.“
Karl-Heinz Sehr, Sein und Werden/Pendelskulptur, 2010, Eichenholz/Stahl: Mit der Pendelskulptur „Sein und Werden“ hat Sehr ein Meditationsobjekt geschaffen, das an Rainer Maria Rilke erinnert. Er schrieb vom Leben, das „in wachsenden Ringen(…), die durch die Dinge geh‘ n“ erfahren werden kann.
Die an einem langen Drahtseil pendelnde Kugel aus Edelstahl, polierter Bronze oder Keramik wird durch den kleinsten Windhauch ständig in Bewegung versetzt: Symbol für den Herzschlag bzw. den Puls und Takt einer Außenwelt, der unser tägliches Leben beeinflusst.
Das heißt: Zwei Aspekte des Lebens – Empfangen und Geben – präsentieren sich symbolisch in dieser Skulptur. Innerhalb dieses Spannungsfeldes darf sich unsere Persönlichkeit entwickeln. Wir empfangen Impulse von außen, geraten dadurch selbst in Schwingung und werden dergestalt selbst zum Impulsgeber bzw. zum Wirkprinzip, das sich konzentrisch um die eigene Persönlichkeit auszubreiten vermag.
Goethes Faust sprach von den „zwei Seelen“ in seiner Brust. Für Karl-Heinz Sehr sind es immer beide Hälften (Ying/Yang) unseres Wesens, die nach Vollkommenheit und Erleuchtung streben. Sie ringen miteinander und werfen die Frage auf, in welchem Stadium wir uns gerade befinden.

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Karl-Heinz Sehr | Kunstpädagoge und freischaffender Künstler Neuhausstraße 38 | 61440 Oberursel
06171-21504 | Mobil: 0160 6865144
charly.sehr@gmx.de
Youtube: “Natur und Kunst im Dialog” –  Der Künstler Karl-Heinz Sehr

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Text: © Dr. Astrid von Luxburg
www.kultur-erlebnis.de
Idee, Fotos und Gestaltung:
Klaus Knorr
Audioguide: Friedemann Kuhl
IT-Unterstützung: Adrian Knorr
Kontakt: info@kpknorr.de

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