Massenheimer Auenkunst

Michael Priester: Fuß des Taunus

Michael Priester, Fuß des Taunus, Basaltlava (Eifel), 2013

Michael Priester

Mit Michael Priesters »Fuß des Taunus« aus Basaltlava haben wir nunmehr in Massenheim eine dritte Skulptur aus dem dritten Oberurseler Bildhauersymposium gewinnen können, die wie bei Regina Planz und Karl-Heinz Sehr «Neue Perspektiven» eröffnet: Normalerweise trägt ein Fuß den Menschen. Nun ist es umgekehrt: Menschen können auf dem Fuß liegen, was sehr angenehm ist, vor allem im Sommer. Von der Sonne aufgeheizt spendet der Basaltlava-Stein eine wohlige Wärme, so dass gerne schwangere Frauen mit ihren Kindern Platz nehmen.

Michael Priester ist glücklich, dass sein »Balanceakt« als Liegefigur angenommen wird, gibt es für ihn doch nichts Schlimmeres als die Schilder im Museum »Bitte nicht berühren!«. So eine Skulptur hat etwas Haptisches, füllt den Raum aus und lädt geradezu zum »Erfühlen« und »Er-liegen« ein.

Auch ich erliege dieser wunderbaren Lösung voller Begeisterung und kann gut nachvollziehen, was der gelernte Bergbauingenieur, der Bildhauerei als »ausgleichendes Hobby« ansieht, meint. Hätte allerdings seine Frau geahnt, welchen Umfang einmal dieses Hobby einnehmen würde, sie hätte sich mit ihrem Satz »Mach es doch selbst« im Jahr 1998 zurückgehalten, nachdem er eine afrikanische Skulptur nicht kaufen konnte.

Seitdem hat Michael Priester nämlich über 120 Skulpturen aus Stein und Holz geschaffen und alles keine Leichtgewichte. Schmunzelnd meint der Künstler daher auch, dass er im nächsten Leben etwas mit Papier machen wolle.

Hobby-Produkte sind seine autodidaktischen Arbeiten selbstverständlich keine. Das Interesse an Steinen hatte er seit seiner Kindheit. Über seine GTZ-Trainee-Stelle verschlug es ihn nach Bolivien und seitdem in zahlreiche Länder durch seine Entwicklungsarbeit, bei der er vorwiegend im Kleinbergbau Regierungen oder Bergleute berät. Von diesen Auslandsaufenthalten bringt er sich gelegentlich exotische Hölzer mit, die er zu äußerst haptisch-sinnlichen weiblichen Torsi formt (vielleicht haben Sie diese schon bei der Ausstellung in der Englischen Kirche in Bad Homburg gesehen).

Der weibliche Körper hat es ihm angetan. Aber da das Thema des Bildhauersymposiums »Neue Perspektiven« hieß, kam nicht noch eine Nackte infrage…

Ob unser Fuß ein weiblicher ist, sei dahin gestellt. Auf jeden Fall spielt Priester wie grundsätzlich in seinen Werken mit den Oberflächen. Die Liegefläche ist geglättet, die untere Seite, also eigentlich die Fußoberseite relativ rau bearbeitet. Und teilweise hat Priester die natürlichen Außenflächen der Basaltsäule stehen lassen.

Gefunden hat er seine 3,5 Tonnen schwere Säule in der Eifel, nachdem er alle Steinbrüche abgefahren ist. Es sollte eine Basaltsäule sein, bei der wenig Material wegzunehmen war – orientiert an seiner Zeichnung, die er in der Regel immer grob zur Übertragung auf sein Werkstück nutzt.

Ein Symposium in Russland hat Priester den Umgang mit der Flex gelehrt, was beim Fuß des Taunus Anwendung fand. Nach diesem Arbeitsvorgang kamen feinere bzw. unterschiedlich schlagende Geräte zum Einsatz, bevor der Bildhauer den Basalt mit Diamantschrubbscheiben geglättet hat.

Michael Priester
Mühlgasse 12 | 35510 Butzbach Nieder-Weisel,
Tel.: 06033-7961122 | mer_priester@yahoo.de,
Website: gecko-online.deviantart.com

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1 Kommentar

  1. Fritz Berena 20. Dezember 2021

    HALLO HERR DR.PRIESTER, ICH MÖCHTE GERNE MIT IHNEN KONTAKT WEGEN DER BOLIVIEN GRUBENLAMPE – DIE SIE MIR VOR ZWANZIG JAHREN ÜBERLASSEN HABEN – AUFNEHMEN!

    GRÜSSE FRITZ BERENA
    MAINZ

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