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Mathias Nikolaus: »Spiegelung gegen den Vandalismus«

Mathias Nikolaus: »Spiegelung« (gegen den Vandalismus), Sandstein und Eisen, 2011/2019

Ursprünglich hieß diese Arbeit nur »Spiegelung«, wurde aber einen Tag vor der Vernissage 2018 zerstört und hat nun den Zusatz: gegen den Vandalismus. Weil wir uns nicht Menschen beugen möchten, die mit Schönem nichts anfangen können.

Neben seiner professionellen Bildhauerlehre in den Anfängen seines Schaffens hat er sich von 1994 bis 2004 in der Klasse des Darmstädter Sezessionisten Prof. Duttenhöfer fortgebildet.

Die Skulptur passt ideal zum Motto »Beflügelt«, anlässlich 30 Jahre Schaffenskraft im Jahr 2018. Beflügelt haben den Künstler von Beginn an die faszinierenden Steine seiner Pfälzer Heimat. In diesem Stein sah er sofort ein besonderes Fundstück aus der Abbruchkante des Pfälzer Waldes.

Wie Sie sehen, zeichnet den Pfälzer Sandstein eine erfrischende Lebendigkeit aus.

Geschaffen wurde diese dynamische Farbstruktur über Millionen von Jahren und die Drücke, die im Erdinneren herrschen. Davon lässt sich M. Nikolaus inspirieren und beeindrucken, derart, dass er weder am Charakter noch an der Eigenart seines Steines etwas ändern möchte und ihn als Stück Natur akzeptiert.

Die Drücke haben nicht nur die geologische Formation geschaffen, sondern auch Risse und Spannungen im Stein erzeugt. In den aufgesprungenen Teilen sind die Oxyd-Pigmentierungen verstärkt eingedrungen. Damit hat sich eine versteinerte Oxydschicht im Riss gebildet, die durch das Brechen im Steinbruch erst sichtbar wurde.

Eigentlich handelt es sich bei einem solchen Stein um ein minderwertiges, aussortiertes Stück. Genau diese sichtet M. Nikolaus im Steinbruch und erkennt das besondere Naturschauspiel, wie z. B. die zweite, jüngere Bruchstelle auf der Rückseite. Um diese freizulegen, brachte der Künstler mechanische Bohrlöcher ein und trieb sie mit Keilen auseinander. Dabei ist der Stein rund weggebrochen und hat sich bis zur Seite gewölbt. Um mit M. Nikolaus zu sprechen: »Der Stein hat ihm seine Grenzen gezeigt.«

Diese aufgezeigte Grenze griff er in einer absoluten Kopie in Eisen des abstrakten Steines auf, inkl. der Bohrlochzeichnung (Rohre angeschweißt), nur spiegelverkehrt, d. h. er »verheiratete« den Pfälzer Sandstein mit dem Cortenstahl und zeigt das menschliche Spannungsfeld zwischen Stein und Bearbeitung. Genau das machte den Reiz dieser Arbeit aus.  Nun sieht man die Veränderung und den Grund für den Zusatztitel.

Die Kunsthalle Kempten hat wunderbar seine Kunst wie folgt zusammen gefasst: »Das Aufbrechen von gemaserten Steinen durch oberflächig korrodierenden Stahl, das Abstrahieren natürlich gewachsener Formen, das witterungsabhängige Farbenspiel des Rostes führen zu einer einzigartigen Form- und Materialkunst, in der die Natur die Hauptrolle spielt und der Künstler als Regisseur fungiert«.


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